Holzpoesien (Projekt 2010)


Die Ausstellung zeigte die Ergebnisse eines Workshops, der auf Anregung von Johannes Eucker stattfand. Den Teilnehmern stellte das Holz und Technik Museum Wettenberg seine Werkstatt zur Verfügung. 

 

Die Teilnehmer

Dieterich Emde, Johannes Eucker, Verena Franke, Elisabeth Jähnichen, Harald Kessler-Rautenhaus, Ulrike Kirschbaum, Hendrik Meijer, Geka Nette, Heidi Rautenhaus, Peter Rolke, Ines Scheurmann, Hans Schmidt (Gast), Brigitte Schnaut

Der Workshop

Die ausgestellten Arbeiten ließen sich in zwei Gruppen einteilen.

 

Zum einen wurde Holz als Material benutzt, mit Werkzeugen bearbeitet, geschnitzt, konstruiert, montiert, gedrechselt und /oder mit anderen Materialien kombiniert, arrangiert, installiert.

Ergebnisse sind Installationen, Objekte, Skulpturen, Marionetten, aber auch Schalen und Dosen.

 

Zum anderen ist Holz - in seiner Vergänglichkeit und Schönheit - Bildgegenstand in Malerei, Grafik, Fotografie.

 

Zur Eröffnung wurde von den Ausstellenden eine „Verbalaktion“ vorgetragen, in der der Begriff Holzpoesien thematisiert wurde. Text von Johannes Eucker. Harald Keßler-Rautenhaus spielte auf einem selbst entwickelten und gebauten Instrument, einer pentatonischen Wölbbrettzither mit dem Namen >SCHRIDHA< .  

 

Holzpoesien“ ist kein eingeführter Begriff. Man weiß nicht so recht, was er bedeuten soll. Und genau dieser Umstand machte ihn geeignet als Titel einer Ausstellung und als Programm eines Workshops. Er ist hinreichend ungenau um nicht gleich eigene Einfälle auszugrenzen. Er ist interpretierbar und dehnbar, insofern erwies er sich als dankbar.

Die Werke

Die Verbalaktion

Verbalaktion: Mit verteilten Rollen zu lesen, unter Einbeziehung aller Ausstellenden.

Die Akteure stehen an verschiedenen Stellen im Raum und sprechen von dort laut in die Zuschauermenge.

 

Sprecher 1: Holz - ist Werkstoff.

Sprecher 2: Poesie - ist Kunststoff.

Sprecher 3: Was ist dann Holzpoesie? 

Sprecher 4: Wenn der Stoff entfällt: Kunstwerk!

 

Sprecher 1: Kann bei Werken der Holzpoesie das Holz entfallen? 

Sprecher 2: Nein, natürlich nicht. Es vergeistigt.

Sprecher 3: Whow!

Sprecher 5: Holz kann brennen.

Sprecher 6: Poesie kann zünden.

Sprecher 7: Holz ist ein warmes Material.

Sprecher 8: Poesie ist zum Erwärmen.

 

Sprecher 9: An Holzpoesien kann man sich entflammen. Holz dagegen kann zu Asche verbrennen.

Sprecher 10: Poesie behält ihre Wärme. Holzpoesie widersteht der Vergänglichkeit. Holz ist ein duftes Material für dies und das.

 

Sprecher 1: Holz, das sind tote Bäume, Symbole der Vergänglichkeit.Vanitas ist ein poetisches Thema.

Sprecher 2: Holz ist vergänglich per se, es verfault und vermodert. In der Poesie aber schlummert Transzendenz.

 

Sprecher 3: Ehrlich?

 

Sprecher 2: Poesie verlängert das Leben. Und macht aus Vergänglichkeit Kunst.

 

Eucker: Holzpoesien sind künstlerische Produktionen, die über die alltägliche Nutzung des Holzes hinausgehen. Sie haben experimentellen Charakter wie er der Bildenden Kunst seit dem 20. Jahrhundert eigen ist. 

Sprecher 3: Aha!

 

Sprecher 9: Poetische Objekte vermögen magische Momente im Bewusstsein des Betrachters zu beleben.

Sprecher 10. Donnerwetter!

 

Sprecher 1: Mit Holz kann man kühn konstruieren.

Sprecher 2: Mit Poesie kann man kühn fantasieren, 

Sprecher 3: aber auch fantastisch konstruieren, montieren, bauen, skulptieren, drucken….

 

Sprecher 9: Holz, das sind 

Sprecher 4: Leisten, Latten, Stäbe, Klötze, 

Sprecher 5: Platten, Bretter, Würfel, Quader, 

Sprecher 6: Äste, Zweige, Rinde, Bohlen, 

Sprecher 7: Balken, Scheite, Keile, Furniere, 

Sprecher 8: Wurzeln, Stümpfe, Späne,

Sprecher 9: Spanplatten, Tischlerplatten, Dielen,

Sprecher 10: Schindeln, Pellets…

 

Eucker: Zu Holzklotz habe ich eine Parabel gefunden. Sie ist von Eugen Roth: 

 

Ein Mensch, der sich für stark gehalten,

Versuchte einen Klotz zu spalten.

Doch schwang vergebens er sein Beil:

Der Klotz war gröber als der Keil.

Ein zweiter sprach: Ich werd´s schon kriegen!

Umsonst – der grobe Klotz blieb liegen.

Ein dritter kam nach Jahr und Tag

Dem glückt´es auf den ersten Schlag.

War der nun wirklich gar so forsch?

Nein – nur der Klotz ward seitdem morsch.

 

Sprecher 9: Holz, das ist

Sprecher 1: morsch, abgelagert,

Sprecher 2: frisch, feucht,

Sprecher 3: vermodert, gespalten,

Sprecher 4: zersägt, gekeilt,

Sprecher 5: zerhackt, geschreddert,

Sprecher 6: verkohlt, wurmig,

Sprecher 7: geschnitzt, geraspelt,

Sprecher 8: gehauen, gedrechselt,

Sprecher 9: überblattet, gefugt,

Sprecher 10: genagelt, verleimt,

Sprecher 1: verfault, gelackt,

grundiert, gestrichen,

konserviert, gehobelt,

geschlitzt, geborsten,

verfeuert, gefräst…

 

Sprecher 9: Holz, das kann

Vermodern, verwittern, verfaulen

 

Sprecher 10: Holz, das kann man

Verbrennen, verbauen, verheizen, verarbeiten

 

Sprecher 1: Zu viel ver!

Holz, das kann man auch noch

Zersägen, zerteilen, zerhacken, zertrennen, zerbrechen, zerspalten… 

 

Eucker: Alles Ver und Zer klingt destruktiv.

 

Wir aber gehen konstruktiv um mit Holz. 

Wie? Wir haben es poetisch gefasst.

Kommen Sie und sehen Sie!